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Österreichische Arbeitsgemeinschaft
der diözesanen Berufsgemeinschaften der Pfarrhaushälterinnen
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Studientag der ÖAG
19./20.10 2005

"Wofür gehen wir - Pfarrhaushälterin ein kirchlicher Beruf"
(gelebte Gastfreundschaft)

In unserem Beruf ist die gelebte Gastfreundschaft von größter Bedeutung. Jede von uns ist in erster Linie Christin und somit auch Missionarin.
Missionarisch verkündigt wird nicht nur durch Worte. Glaubhafte Verkündigung des Evangeliums beginnt also mit Gastfreundschaft und Dienen.

Anvertraut sind uns vier Evangelien, das fünfte und entscheidende sind wir selbst. Taten sind in Zeiten der verbrauchten Worte wichtiger als die Worte bezahlter Propheten. Das Dienen war und ist in unserer Kultur die Kernstärke von Frauen.
Ob diese Gastfreundschaft gelingt, steht mit der pfarrhäuslichen Lebenskultur in engem Zusammenhang. (Erika Obermair - als Einführung zum Referat Prof. Paul Zulehner)


Foto: Kopeszki

Prof. Dr. Paul Zulehner ist führender Pastoraltheologe in Österreich, Universitätsprofessor der Theologischen Fakultät, Wien.

Unterlagen von Prof. Zulehner vom gesamten Studientag als pdf-Datei

Als Dank überreichten Margret Pöchhacker und Rosi Schmidthaler Prof. Zulehner einen winterharten Strauch für sein Hobby - den Garten und Wein.

  Herzeigbare Gastfreundschaft mit den Anklopfenden
  So lautete die Überschrift über die erste Hälfte des Studientags der ÖAG in Salzburg mit Prof. Paul Zulehner. Leute kommen in die Pfarre, suchen Kirche und finden uns. Für ihn sind die Pfarrhaushälterinnen das Gesicht der Kirche - die alltägliche Kirche. Wie fühlen sich die Leute, wenn sie bei mir/uns ankommen?
  Wie wir den Menschen begegnen, die alle etwas von mir (von uns, der Kirche, der Pfarre, ...) wollen, das sollten wir am Beispiel Jesu lernen, Begegnungen in seiner Art gestalten.
  Zu schauen, wie Jesus mit Menschen umging, dazu diente ein Bild aus der Reichenauer Handschrift aus dem Jahr 1007 - die Heilung des Aussätzigen. Mt 8,1-4

Als Jesus von dem Berg herabstieg, folgten ihm viele Menschen. Da kam ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick wurde der Aussätzige rein. Jesus aber sagte zu ihm: Nimm dich in acht! Erzähl niemandem davon, sondern zeig dich dem Priester und bring das Opfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis (deiner Heilung) sein.

Der Aussätzige ganz an den unteren Rand des Bildes gedrängt, lebte auch am Rande der Gesellschaft. Aussatz war damals gleichzusetzen mit dem Tod vor dem Tod. Diese Geschichte ist daher eine Auferstehungsgeschichte. Für die Aussätzigen gab es keine Begegnung, sie mussten alle durch Rufen warnen, keine Zuwendung war erlaubt und damit der Spielraum des Lebens sehr eingeschränkt. Der Kranke konnte nichts mehr machen.

Doch weder der Aussätzige noch Jesus halten sich an Vorschriften. Der Kranke hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Er ruft nicht - wie vorgeschrieben - sondern geht auf Jesus zu, geht vor ihm in die Knie, erhebt bittend seine Hände. Und Jesus - er berührt den Mann, stellt menschlichen Kontakt her. Jesus stellt die Sorge um das Heil der Menschen über die Einhaltung der Gesetze. Er zeigt, dass es das oberste Anliegen Gottes ist, dass der Mensch lebt. Hier wird Gerechtigkeit durch Barmherzigkeit überboten.
Auch im Bild ist Jesus im Mittelpunkt er steht nicht - er geht auf den Mann zu. Er schaut ihn an, wendet sich ihm zu. Er schenkt dem Unansehlichen Ansehen und damit Wert. Es ist vielleicht das wichtigste Lebensmittel den anderen anzuschauen, ihm Ansehen zu schenken. Dann hand-elt Jesus. Er hat keine Berührungsangst mit dem Elend, er heilt den Mann und führt ihn damit wieder zurück in die Gemeinschaft.
Hinter Jesus stehen zwei Apostel - Petrus und Johannes. Sie gehen hinter Jesus nach, folgen seinen Spuren, gehen seinen Weg. So wurde das Christentum zuerst als Lehre vom neuen Weg bezeichnet. Auch wir gehen Jesus nach - bei feierlichen Gottesdiensten wird das Evangelienbuch vorangetragen. Petrus schaut auf seine Hand - er lernt von Jesus die Be-hand-lung.
Ganz hinten gibt es eine Dreiergruppe mit zeitgenössischer Kleidung. Sie will den Betrachter in das Bild, in die Erzählung nehmen. "Lass dich auf die Erzählung ein, halte dich nicht heraus - lerne die Menschen behandeln wie Jesus." Am Ende jeder Begegnung sollte ein "mehr" an Leben stehen, sollte Leben wachsen können.
Die Fragen aus der Erzählung und dem Bild kann und soll jede selbst betrachten.
* Wie fühlen sich Menschen, die mir begegnen?
* Was tut meine Hand im Laufe eines Tages?
* Wo habe ich Heilung erlebt?
* Wo finde ich mich im Bild?
* Wo ist mein Berg (Gottesbegegnung), woher nehme ich meine Kraft?
* Was sehe ich, wenn ich vom Berg komme?
* Ist das wo ich lebe - "Heil-Land"?
Susanne Kopeszki (RB der ED Wien 4/05)