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Österreichische Arbeitsgemeinschaft
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Studientag der ÖAG
28./29. 10. 2003
Umgang mit Gefühlen - P.Helmut Scharler
Auszug aus der Stichwortmitschrift von Susanne Kopeszki
Nachdem P. Scharler sich und seine Arbeit als Theologe und Therapeut im Haus Cambio am Mönchsberg vorgestellt hat, wollte er uns für unseren Umgang mit Gefühlen feinfühlig machen.

In Stillarbeit sollten wir überlegen:

*Was fällt mir schwer im Umgang mit Gefühlen? Was leicht?
*In welchen Situationen fällt mir mein Umgang mit Gefühlen besonders auf.

Daraus ergaben sich Fragen auf die er im Laufe des Studientages näher eingehen wollte.

Zuerst ging es um das Phänomen Gefühl - was ist Gefühl überhaupt.

Auch die Wissenschaft tut sich mit der Definition sehr schwer. Selbst die Anzahl der Grundgefühle variiert. P. Scharler blieb bei 6:
Freude, Ekel, Scham, Angst, Wut/Zorn, Trauer.

Leichter ist es zu beschreiben, was Gefühle bewirken.

*Sie sind das stärkste Motivationsmittel; Vorsätze werden nur umgesetzt, wenn sie mit Gefühlen (Emotionen) verbunden sind.
*Gefühle gehören zu den Verstandeskräften wie Denken und Wahrnehmen. Daher funktioniert Lernen mit Freude besser, Unlust behindert das Lernen.
*Gefühle entwickeln sich sehr früh und haben eine große Stabilität. Alle Erfahrungen, die wir (als Kind) machen sind an verschiedenen Plätzen im Gehirn gespeichert, und sind fast immer mit Gefühlen verbunden. Es besteht die Gefahr, in den Gefühlen hängen zu bleiben. Unsere schwierige Aufgabe besteht darin, Erfahrungen und Gefühle zu entkoppeln.
*Gefühle sind ein wesentlicher Teil unserer Persönlichkeit. Wer Gefühle zulassen kann und ihnen einen Platz einräumt, trägt zu seiner Gesundheit bei.
*Unser Sozialverhalten ist von Gefühlen geprägt. Gefühle führen zusammen - verliebt sein, sichert den biologischen Fortbestand. Eine Partnerschaft birgt die Chance zu Wachstum und Entfaltung der Persönlichkeit in sich.
Unser Umgang mit Gefühlen: Gefühle gehören zum Leben, sie sichern das menschliche Zusammenleben.
*Gefühle wahrnehmen - bei mir und anderen
*Gefühle annehmen - bei mir und anderen
Meinungsirrtümer: Die nicht sehr leicht auszurotten sind, aber unseren Umgang mit Gefühlen erschweren
* Uniformitätsmythos

- alle haben die gleichen Gefühle, alle reagieren gleich auf, ...... Männer - Frauen,

* es gibt gute und böse (positive und negative) Gefühle

Melancholie muss dazugehören, sie wiederspiegelt einen natürlichen Rhythmus; Tag und Nacht, die Jahreszeiten, die Natur ist eine Spiegel der Seele - Melancholie - ist der "Herbst in der Seele", sie ist ein Atemholen; Müdigkeit nach der Ernte ist Auftanken

Den Stimmungen ein Augenmerk schenken, alle Schattierungen, Töne, die ganze Palette gehört dazu. Trauer trägt am meisten zur Gestaltung des Lebens bei.

Notwendig ist eine Änderung unseres Bildes "was heilig ist", was "erfülltes Leben" bedeutet - heilig ist nicht wer alles negative weggeschnitten hat, sondern wer sich angenommen hat und "ganz" geworden ist,

* wir können unsere Gefühle "beherrschen"

bei Gefühlen versagt die Kontrolle des Verstandes, sie sind da.
Welche darf ich nicht spüren, welche will ich nicht spüren?

Es ist für uns kränkend, beschämend nicht Herr/Frau im eigenen Haus zu sein. Gefühle sind aber notwendig auf dem Weg zur Verwandlung.

In unserer Verantwortung liegt es, eine Balance herzustellen zwischen dem Ausleben der Gefühle und der Unterdrückung.
Es geht um eine Kultur, die zur Umwandlung und zum kontrollierten Einsatz der Energien führt, die die Gefühle in unser Leben bringen.

* Gefühle hindern an der "Vollkommenheit"

eine Gefahr dieses Irrtums sind schnelle Schuldgefühle.
Antony de Mello schreibt über Veränderung - "Bleib so wie du bist, ich mag dich auch so. Das Wunder geschah, ich veränderte mich". Ist Gott nicht auch so? - hat er nicht die Fragmente und Bruchstücke angenommen? Gott sagt "Ja" zu unserem "So-sein", mit allen Schattenseiten und Vorbehalten.

* Zuviel Gefühl ist ein Zeichen von Unausgeglichenheit und Krankheit Wer die Gefühle negiert und nicht wahrhaben will, verliert damit auch seine Sensibilität und sein Einfühlungsvermögen
* wenn ich nur positiv denke, folgen die Gefühle nach In manchen Bereichen stimmt das, in manchen ist es gefährlich.
Gefühle sind Handlungsaufforderungen; Verstimmungen sollten wir daher nicht "wegreden", sie haben eine körperliche, seelische und soziale Grundlage
Innere Lebenskraft und was uns hilft, sie zu stärken
* am Selbstbewusstsein arbeiten früher bezog man das Selbstbewusstsein über die Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft, heute mehr aus der eigenen Persönlichkeit
* auf Träume achten in Träumen äußern sich viele Emotionen, meistens die, die unterdrückt sind und leben wollen
* Gefühle wahrnehmen und ernstnehmen klingt leichter als es ist
* Den Umgang mit Ängsten wahrnehmen Es gilt zu unterscheiden welche angemessen sind, und welche nicht
* den Verstand in Balance bringen Kopf und Herz sollen im Gleichgewicht sein; wir sollen den Kontakt zu unserem inneren Kind nicht verlieren, aber trotzdem die Gefühle so leben, dass wir für die Gemeinschaft tragbar sind.
* neue Erfahrungen reifen lassen im Schweigen nicht gleich reden - wer sofort alles beredet, zerredet es und bringt sich selbst um wichtige Erfahrungen
* zwischen Pflicht und Lust nicht zu pflichtbewusst sein,
Kann ich einen Rest von Chaos aushalten; zuviel Ordnung mündet in den Zwang, zuwenig in Hysterie; das eine tun und mich ums andere bemühen,
nicht entweder oder, sondern sowohl als auch - heißt die Devise.
Das Aushalten - Ausleben der Gefühle muss in Kontrolle sein;
nichts ist eindeutig, Spannungen (auch in Gott) nicht billig auflösen, das ist nicht einfach, Spannungen sind für uns schwer auszuhalten
* Muße und Freizeit auch hier ist Balance wichtig; unser Körper (Leib) sagt wo Veränderung ansteht (Herz,...) , Symptome sind Propheten, sie mahnen zur Barmherzigkeit und zum Leben mit halber Kraft voraus

Propheten :

 

Leib - Haltungen sind auch Ausdruck des Charakters
Träume - sind Teil der Unverständlichkeit, der Rätselhaftigkeit des Lebens, können aber ein Fingerzeig sein;
aufschreiben und erzählen kann helfen, teilweise zu verstehen, was ein Traum mir sagen will.
Beziehungen - Freunde aber auch Streitursachen sagen, wo etwas nicht stimmt, wo ich ein Gefühl nicht in der rechten Weise lebe.
Alltag - ist die Zeit des Wachsens, den Alltag gilt es wert-zu-schätzen; sich um eine Spiritualität des Alltags bemühen, denn der Alltag ist der Ort der Gottesbegegnung.


„Worauf ich blicke, das prägt mich, wohin ich schaue, das verwandelt mich“ - unter diesem Thema fasste P. Scharler den Studientag in seiner Predigt zusammen.
Wir sagen nochmals ganz herzlichen Dank für die Gedankenanstöße.