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Österreichische Arbeitsgemeinschaft
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Studientag der ÖAG
22./23. 0 2002

Bild von Anne Seiffert - Mirjam tanzt und singt

Berufungsgeschichten von Frauen im Alten Testament - Mirjam
mit Prof. Dr. Oskar Dangl
Bericht von Hermine Holzer, Linz - Lebens- und Sozialberaterin (ehemalige Pfarrhaushälterin)

Dr. Dangl ist Theologe und Bibelwissenschaftler des Alten Testaments und in dieser Funktion am Religionspädagogschen Institut in der Erzdiözese Wien tätig.

Mit der sehr lebendigen Methode der Gestaltpädagogik führt Prof. Dangl an die Texte des AT und die Frauen-Prophetinnen darin heran.
Mit der Betrachtung des Bildes von Anne Seiffert "Mirijam tanzt und singt" wird die Gruppe in drei Schritten
* ich sehe oder mir fällt auf ...
* ich empfinde (fühle) ..
* mir sagt das Bild ..
zu einer intensiven persönlichen Auseinandersetzung eingeladen. Intensiv deshalb, weil wir angehalten werden, unsere Beobachtungen in ICH-Aussagen zu formulieren und von Deutungen und Interpretationen Abstand zu nehmen. So wird jede ganz individuell in das Bild hineingezogen und sieht nach und nach immer tiefer. Gestaltpädagogisch wird viel sehen und empfinden mit dem Schauen auf ein einziges Bild erreicht und nicht mit vielen Bildern nacheinander, im Sinne von weniger ist mehr!

Mit Ex 15,1-10 Lied des Mose und 20-21 Tanz der Mirjam gehen wir in Kleingruppen mit den Aussagen
* Gott ist ...
* Gott tut ...
* Gott fühlt ...

Die eigentliche Auseinandersetzung passiert in den Gruppen. In einer kleinen Plenumsrunde werden die Beiträge gesammelt. Besonders zum Ausdruck kommen darin die verschiedenen Rollen Gottes:
* der Krieger, der Vernichter, der Mächtige, der Starke,
* aber auch der Vater, der König, der Gütige,
* der Retter, der Lenkende, der Erlösende, der, der Wunder tut,
* der Zornige, aber auch der, der Mitleid hat.

Währen Prof. Dangl Num 12,1-16 liest, drückt jede persönlich in einer Zeichnung aus, was sie zu diesem Text in den vielen Bildern ausdrücken möchte, und wir beenden so den ersten halben Tag.

Am nächsten Vormittag geht es mit folgenden Bibelstellen weiter:
Ex 15,20; Num 20,1; Num 26,59; 1 Chr 5,29; Ps 20,8; Ps 33,16-22; Ps 147,10 f; Jes 30, 15 f; Hos 1,7; Hos 14,4;

Anhand dieser Texte können wir dem Weg Mirjams als Prophetin folgen. So in Ex 15,20 formuliert, kommt ganz klar Mirjam als anerkannte Prophetin zum Ausdruck. Die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons ... (man beachte die Reihenfolge!) Mirjam wird zuerst als Prophetin erst dann als Schwester des Aarons bezeichnet.

In den Texten der Psalmen, Jesjas und Hoseas wird deutlich, dass Gott nicht mit Rossen und Wagen rettet, sondern mit seinem Auge, das auf uns ruht, dass er Gefallen hat an jenen, die auf ihn vertrauen und durch Stille und Umkehr Kraft verleiht.

Demut ist Gewaltverzicht aus Stärke.
Glauben heißt nicht, etwas für wahr halten, sondern der Macht Gottes zu vertrauen, dass sie rettet.

Bei dieser Einladung (Auftrag) drängen sich unweigerlich die vielen Konfliktherde in der Welt auf, wo politische Systeme und ihre Menschen definieren (erkennen?), was gut und böse ist, auf entsprechenden Entscheidungsgrundlagen handeln und so meist neue Gewalt produzieren.

Prof. Dangl eröffnet uns folgenden neuen und wohl auch etwas unkonventionellen Zugang zur vielen Gewalt in den alttestamentlichen Texten, wo Gottes Macht und Stärke und gleichzeitig der Erlöser zum Ausdruck kommt.

Diese Texte (Psalmen) sind fixtionale (in der Vorstellung) Texte zur Regulierung des psychischen Haushalts, denn wenn ich an eine Instanz - Dimension - Macht - Gott über mir als Menschen glauben kann, der gut und böse erkennt, der richtet und erlöst, brauchen wir das als Menschen nicht tun, denn wir haben nun einmal nicht die Perspektive von Gott.

Als Ergänzung zum Schluss dazu ein kurzer Ausflug in die moderne Friedensforschung mit Johann Galtung, ein in der Schweiz lebender Norweger. Er unterscheidet zwischen
* personeller Gewalt - durch Einzelpersonen ausgeübt;
* strukturelle Gewalt - durch Systeme werden alle Lebensmöglichkeiten genommen (Institutionen);
* kultureller Gewalt - durch Traditionen überliefert und gerechtfertigt?

Dieser Studientag war mir persönlich - und in irgendeiner Form wohl jeder der Teilnehmerinnen - eine große Bereicherung und Herausforderung.