Foto Kopeszki
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Als 13. Kind
einer Bergbauernfamilie bin ich in ganz einfachen Verhältnissen aufgewachsen.
Nach der Grundschule wurde ich als 14-jährige zur Haushaltshilfe in ein
Pfarrhaus geschickt. Hier habe ich vier Jahre gearbeitet, obwohl mir dies
wegen des sehr strengen Pfarrers nicht immer leicht gefallen ist.
Mit 19 Jahren wollte ich in die Altenpflege einsteigen, doch hat mich
mein Heimatpfarrer gebeten, ihm den Pfarrhaushalt zu führen. Ich willigte
mit der Auflage ein, diese Arbeit nur vorübergehend wahrzunehmen. Daraus
wurden dann allerdings 36 Jahre! In Pens, wo es bis 1976 keinen elektrischen
Strom gab, wurde ein Pfarrzentrum zum Pfarrhaus dazugebaut. Während der
Bauphase habe ich alle Handwerker verköstigen müssen. Die Führung des
Zentrums wurde dann mir übertragen: Bei allen Veranstaltungen habe ich
mitgeholfen. Im Pfarrhaus waren während des Sommers immer Gastpriester
zu versorgen. Bei der Volksbühne habe ich als Souffleuse mitgewirkt. Es
war dies eine ausgefüllte, schöne, aber auch sehr arbeitsreiche Zeit.
Der Herr Pfarrer und die Pfarrgemeinde schenkten mir viel Vertrauen und
schätzten meine Arbeit.
Nach 15 Jahren hat der Herr Pfarrer entschieden, eine Pfarrei auf dem
Land zu übernehmen. Tscherms war ganz anders, ich wurde vom Heimweh geplagt.
Nach einigen Jahren wurde auch hier ein Pfarrzentrum errichtet. Wieder
wurde mir die Führung anvertraut und ich konnte durch diese Arbeit viele
Menschen kennen lernen. Ich fühlte mich bald ganz in die Pfarrei integriert;
die Menschen mochten mich und ich sie.
1997 ging der Herr Pfarrer in Pension. Inzwischen war er 75 Jahre alt
geworden und war nicht mehr ganz gesund. Wieder hieß es Abschied nehmen,
es war ein schwerer Abschied! Wir siedelten nach Dorf Tirol oberhalb von
Meran. Alles war fremd, ich fing aber sehr bald an, mich am Dorfleben
zu beteiligen, ging auf die Leute zu, übernahm den Dienst einer Kommunionhelferin,
fertigte die Taufkerzen für alle Täuflinge an, und arbeitete nebenbei
in einer kleinen Pension. Wir hatten uns gut eingelebt. Der Gesundheitszustand
des Herrn Pfarrers verschlechterte sich zusehends, bis er 1999, einige
Tage vor Weihnachten verstarb. Mich von ihm nach 36 Jahren zu trennen,
fiel sehr schwer! Er war ein guter Mensch, ich hatte mit ihm alle Freuden
und Leiden geteilt. Mir schien, als würde mir der Boden unter den Füßen
weggezogen. Ich hatte nun keine fixe Arbeit mehr, war nicht mehr pensionsversichert!
Doch gleich nach der Beerdigung wurde ich gefragt, ob ich nicht im Altenheim
von Dorf Tirol mitarbeiten möchte. Eine Woche später trat ich die neue
Arbeitsstelle an, viel zu früh! Überall, wo ich gebraucht wurde, bin ich
eingesprungen: in der Küche, bei der Wäsche, in der Betreuung der alten
Menschen. Die alten Menschen habe ich sehr schnell in mein Herz geschlossen,
mit dem Personal habe ich mich gut verstanden. Immer wieder habe ich von
Priestern Anfragen erhalten, in einem Pfarrhaushalt einzusteigen, aber
ich habe immer abgelehnt. Doch dann hat mich Bischof Wilhelm gefragt,
ob ich nicht bei ihm den Haushalt führen möchte. Auch ihm habe ich abgesagt,
allerdings mit einem unguten Gefühl. Ich habe mir schließlich eine Bedenkzeit
erbeten und habe dann buchstäblich bei Tag und bei Nacht nach einer Entscheidung
gerungen. Ich habe schließlich zugesagt, auch wenn mir diese Entscheidung
wieder schwer fiel.
Im Jänner 2001 bin ich nach Bozen übersiedelt. Der Anfang war schwer,
auch weil ich die Stadt nicht besonders gerne hatte. Mir fehlten die Natur,
die Berge, ein eigener Garten. Ich musste mich wieder an neue Menschen
und an eine neue Arbeit gewöhnen.
Nun bin ich schon vier Jahre hier und kann sagen, dass ich mich gut eingelebt
habe. Der Haushalt des Bischofs ist nicht mit der Arbeit in einem Pfarrhaushalt
zu vergleichen. Die Stadt bringt mit sich, dass es schwieriger ist, Kontakte
herzustellen. Mit den Menschen von Tscherms und Dorf Tirol stehe ich aber
nach wie vor in guter Verbindung. Inzwischen habe ich auch einen großen
Garten, der mir viel Freude bereitet, ich bin in die Bezirksleitung der
Pfarrhaushälterinnen gewählt worden, und ich kann immer wieder auch längere
Wanderungen in den Bergen unternehmen. Ich kann abschließend sagen, dass
mir die jetzige Arbeit viele Freude bereitet und dass sie vom Herrn Bischof
auch sehr geschätzt und anerkannt wird.
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