Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen
der Diözese Gurk-Klagenfurt

9020 Klagenfurt, Tarviser Straße 30
Tel.Nr.: 0463 / 5877 2128
Referat für kirchl. Ämter und Dienste, email: gabriele.strauss@kath-kirche-kaernten.at

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Unsere Diözese - Der Sonntag - 17. Jänner 2010
Ingeborg Jakl

Impressionen aus dem Pfarrhaushalt in Paternion. Gertraud Valtan ist seit 25 Jahren Pfarrhaushälterin bei Pfarrer Ignaz Weyerer.

Von der Berufung in den Pfarrhof Es duftet einladend nach Nüssen und Schokolade aus dem Backrohr. "Eine kleine Mehlspeis für die Sitzung ..." - Das Telefon klingelt. "Nein, der Herr Pfarrer hat einen Auswärtstermin", zeitgleich läutet die Türglocke und der Terminplaner liegt aufgeschlagen auf dem Küchentisch.
Im Vorraum des Pfarrhauses stapeln sich in zwei großen Wäschekörben die bunten Gewänder der Könige. "Drei Gruppen sind heuer in der Pfarre unterwegs gewesen", erzählt Gertraud Valtan, "und jetzt sind die Gewänder der kleinen Hoheiten mit Schnee-, Salz und diversen Einsatzspuren zu reinigen." Zwei Maschinen hat sie heute schon gewaschen, die goldenen Sterne samt Aufbau geputzt und schon wieder unter dem Dachboden verstaut. Auch die Kronen hat sie mit Seifenlauge vorsichtig gereinigt und zum Trocknen aufgestellt. Gemeinsam mit den anderen Sternsingerutensilien werden sie in Seidenpapier geschlagen und bis zum nächsten Jahr so weggeräumt, "dass ich sie nur heraushole und mit den Kindern probieren brauche", erzählt sie. Denn wenn im Dezember die ersten Proben mit den Buben und Mädchen stattfinden, "muss alles wie am Schnürchen klappen".
"Jetzt hast du wenigstens ein wenig Ruhe", hat ihr heute vormittag eine Freundin gesagt, aber darüber kann Valtan nur schmunzeln. Denn die Arbeit im Pfarrhaushalt geht weiter. Neben Holz für die Kachelöfen richten, dem Zubereiten der Mahlzeiten und den alltäglichen Hausarbeiten warten Termine und Projekte auf ihre Erledigung. Die Plakate und Handzettel für den Dekanatstag in zwei Wochen in Spittal/Drau wollen verteilt sein, außerdem stehen die Vorbereitungen für die Jahrestagung der Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen in Wernberg auf dem Programm.
Seit 25 Jahren Zugegeben, komprimierter Alltag eines Pfarrhaushaltes, wenn auch eines eher aktiven. Gertraud Valtan ist nicht nur seit 25 Jahren Pfarrhaushälterin bei Pfarrer Ignaz Weyerer und mit ihm von Rangersdorf nach Althofen und jetzt nach Paternion gegangen, sondern seit drei Jahren auch Vorsitzende der Pfarrhaushälterinnen in der Diözese. Das Programm für die Jahrestagung steht seit Wochen.

Marianne Forcher (li), Gertraud Valtan (re)
Details will sie noch mit Marianne Forcher aus dem Leitungsteam durchgehen. Denn wenn es auch nur noch 25 aktive Pfarrhaushälterinnen gibt - einschließlich der Teilzeitkräfte -, so zählt Valtan auch noch 21 Frauen, die bereits in Pension sind, dazu, da sie weiterhin "ihren" jeweiligen Pfarrer, der auch schon in Pension ist, betreuen. Zu dem Kreis gehören weiter 45 Frauen im Ruhestand und weiter zwölf, die "leider kein Interesse an unserer Berufsgemeinschaft zeigen", bedauert Valtan. Dabei wäre gerade eine gute Vernetzung über Dekanats- und Pfarrgrenzen hinweg notwendig, um sich über die anwachsenden Anforderungen auseinanderzusetzen. Längst ist ein Pfarrhaushalt nämlich auch Anlaufstelle für die unterschiedlichsten Sorgen und Nöte der Pfarrmitglieder. Ein tröstendes Wort hier, ein geduldiges Zuhören dort, aber auch das Hinführen zu Hilfs- und Lösungsmöglichkeiten, schließen diese Arbeit mit ein. Pfarrhaushälterinnen sind, und das ist im Bewusstsein der Allgemeinheit nicht verankert "selbstständige und selbstbewusste Frauen, die längst nicht den herkömmlichen Klischees entsprechen", unterstreicht Valtan. Die jüngeren Pfarrer wollen oft die Hilfe einer Haushälterin nicht mehr in Anspruch nehmen, der Trend zum Single-Leben und zur Mikrowelle ist auch bei ihnen angekommen.
Viele Aufgaben Zudem, sagt Valtan, kostet eine Haushälterin Geld, einen Teil des Lohnes müssen die Pfarrer aus eigener Tasche bezahlen. Andererseits gehe die Entwicklung zu immer mehr Pfarren, die ein Pfarrer allein zu versorgen habe. Da wäre die Unterstützung durch eine Haushälterin wieder gut, hofft sie auf zukünftige Veränderungen. Denn eine Pfarrhaushälterin kümmere sich nicht nur um Küche, Haus und Wäsche, sondern übernehme Aufgabe in der Pfarre, sei es bei Gottesdiensten oder den vielen Vorbereitungen beispielsweise Firmung und Kommunion koordiniere Termine, organisiere das Pfarrleben und sorge oftmals mit ordnender Hand für eine gewisse Lebenskultur. "Es ist die Kunst, das richtige Maß zu finden", sagt Valtan. Dazu zähle auch, das Pfarrhaus nicht als den einzigen Lebensraum zu sehen.
Erfüllung finden
Gertraud Valtan, im Gespräch.
"Sonntag": Es gibt also doch noch Frauen, die sich für den Dienst einer Pfarrhaushälterin interessieren? Valtan: Die gibt es natürlich, aber sie werden weniger, weil viele von ihnen die Arbeit in der Pfarre mit ihrem eigenen Leben kombinieren möchten.
Sonntag: Aber es gibt auch Priester, die keine Pfarrhaushälterin mehr möchten. Valtan: Es gibt leider heute immer weniger Pfarrer, die eine Pfarrhaushälterin suchen, die im Pfarrhaus wohnt. Außerdem glauben viele Priester, mit einer Teilzeitkraft für die notwendigen Dinge im Haushalt auszukommen. Dabei braucht gerade ein Priester in der heutigen Zeit Unterstützung.
Sonntag: Wird der Beruf zu wenig wertgeschätzt? Valtan: Hausfrauen generell erfahren in unserer Gesellschaft wenig Wertschätzung. Das betrifft auch die Pfarrhaushälterin. Aber wo man Gastfreundschaft in einem Pfarrhaus als Wert erkennt, wo Menschen spüren, dass sie willkommen sind und daheim sein dürfen, dort steht auch eine erfolgreiche Pfarrhaushälterin dahinter.
Sonntag: Spielt da auch unser heutiger Lebensstil mit? Valtan: Wenn heute ein Priester Gottesdienst feiert, wo ist dann die Fortsetzung im Leben, wo kann er am anderen Tisch seine Gäste einladen?
Sonntag: Mit einem Wort: Die Pfarrhaushälterin ist nicht nur Angestellte des Pfarrers, sie braucht auch sein Vertrauen. Valtan: Nur mit Vertrauen und Solidarität ist es möglich, zusammenzuarbeiten. Deshalb sehe ich diesen Aufgabenbereich auch als Berufung. Ich muss den Ruf Gottes für diesen Weg erspüren, weil meine ganze Existenz dabei sein muss. Diese Lebensform ist nur aus dem Glauben heraus zu verstehen und zu gestalten. Nur wer offen ist, kann in dieser Aufgabe und diesem Lebensmodell Erfüllung finden.